Keine Chemie bitte!

Wie ist eine Wiese, eine verwilderte und stark verunkrautete Gartenfläche zu rekultivieren? Es gibt verschiedene Möglichkeiten jenseits von Round up & Co. Früher war es keine Frage: Das Allheilmittel hieß Glyphosat. Spätestens jetzt hat sich herumgesprochen, dass dieser Wirkstoff hinsichtlich seiner Umweltverträglichkeit – vorsichtig gesagt –  höchst bedenklich ist.

Zweifelhafte Vorschläge

Es sind unzählige Tipps in Umlauf, wie Sie dem Unkraut erfolgreich begegnen können. Die beiden geängigsten, die ich jedoch für nur bedingt geeignet halte, hier in Kürze:

  • Kochendes Wasser oder abflammen sind bedingt geeignet. Die Thermische Unkrautbekämpfung ist ein alter Hut. Das funktioniert zwar auch mit kochendem Wasser, ist aber nur bei sehr begrenzter Anwendung möglich. Eine Abflammdüse an der Gasflasche ist effektiver. Wurzelunkräutern ist so aber nicht beizukommen, weil die Hitze nur die oberirdischen Teile verbrennt. In zwei Zentimetern Tiefe hat das 100 °C heiße Wasser nur noch 60-70 Grad und in fünf Zentimetern Tiefe hat es praktisch gar keine Wirkung mehr. Kochendes Wasser also nur sehr begrenzt z.B. auf einzelnen Gehwegfugen einsetzen. Flächig hilft eher das Abflammen, was jedoch häufig zu wiederholen ist.
  • Essigreiniger oder Salz sind keine gute Idee. Essigreiniger wirkt gegen Unkräuter, keine Frage. Aber es wirkt auch gegen Nutzpflanzen. Und es versauert den Boden. Auch verdünnt schädigt Essig den Boden nachhaltig. Das Gleiche gilt für Salz. Beides schädigt den Boden und flächig angewandt auch das Grundwasser. Also Finger weg von Essig oder Salz.

Die künftige Nutzung ist entscheidend

Auf die mechanische Unkrautbekämpfung will ich hier nicht eingehen. So schlau sind Sie sicher auch. Das Unkraut hacken ist die unbeliebteste, aber halt auch die bewährteste Methode, den ungewollten Beiwuchs in Schach zu halten.

Aber es gibt altbewährte Alternativen ohne schädliche Nebenwirkungen. Die erste Frage ist, wie die Fläche zur Zeit und wie sie künftig genutzt werden soll. Daraus ergeben sich verschiedene Möglichkeiten.

Rasen einsäen

Gehen wir davon aus, eine stark verwilderten Gartenfläche zu rekultivieren, die künftig als Rasen genutzt werden soll. Wenn sie keinen Top-Rasen zum Vorzeigen anstreben, ist es durchaus möglich, ohne Zwischenschritt direkt einen Rasen anzulegen. Bei intensiver Rasenpflege, also häufiges Mähen und optimale Nährstoff-Versorgung, werden die weitaus meisten Unkräuter zurück gedrängt.

Selbst Brombeeren und andere hartnäckige Wurzelunkräuter sind so innerhalb von ein bis zwei Vegetationsperioden erfolgreich zu eliminieren.

Abdecken

Unkrautvliess

Das Abdecken mit Wurzelvliess, Folie oder Kartons ist eine sehr effektive Methode der Rekultivierung und Unkrautbekämpfung auf Gartenflächen.

Eine niedrige Wiese können Sie direkt abdecken. Höheren Aufwuchs mähen Sie zuvor herunter. Die Abdeckung ist die effektivste Möglichkeit, eine verwilderte Fläche zu rekultivieren.

Das wichtigste ist der Lichtentzug. Ohne Licht gibt es kein Pflanzenwachstum. Das erreicht man durch Wurzel- oder Unkrautvliess, mit Folien oder kleinflächiger auch mit Kartons bzw. Zeitungspapier.

Bei hartnäckigen Wurzelunkräutern sollten Sie die Fläche über eine komplette Vegetationsperiode abdecken. Bei Wiesenflächen reichen in der Regel zwei bis drei Monate während der Wachstumszeit.

Verschiedene Materialien
  • Kartons oder Zeitungspapier ist ein natürliches Material mit sehr guter Wirkung. Zeitungspapier ist mehrlagig aufzubringen, selbstverständlich mit Überlappung. Damit es nicht wegfliegt, macht eine Mulchdecke z.B. aus Rindenmulch Sinn. Nach einem Jahr lässt die Wirkung nach, aber dann sollten die meisten Unkräuter besiegt sein.
  • Wurzelvliess besteht aus Kunststoff und hält länger als uns lieb ist. Ich mag keine Kunststoffe im Garten. Deshalb würde ich es spätestens nach einem Jahr wieder entfernen. Bitte nicht dauerhaft ausbringen und womöglich mit einer Kiesschüttung abdecken. Das wäre Hohn im Garten! Da kommt kein Bodenleben mehr rein oder raus.
    Der Vorteil des Vliess‘ gegenüber der Folie ist, dass es wasserdurchlässig und luftdurchlässig ist.
  • Schwarze Folie lässt weder Wasser noch Luft durch und ist zu vermeiden. Außerdem würde sie nach wenigen Monaten intensiver UV-Bestrahlung porös und löst sich auf (Mikroplastik). Es gibt aber auch spezielle Foliengewebe zur Unkrauthemmung, das günstig ist und sich zum flächigen Einsatz eignet, die zeitliche Begrenzung vorausgesetzt (Foto).
    Die schwarze Farbe sorgt zusätzlich für einen Hitzestau, bei dem es den Keimlingen  unmöglich ist, hochzukommen.
Unkrautbekämpfung-alternativ

Nach einer Vegetationsperiode sollten auch hartnäckig verwilderte Flächen kultivierbar sein. Kommen dann noch vereinzelte Wurzelunkräuter hoch, sind sie durch hacken relativ leicht im Zaum zu halten.

Die Wiesenfläche im Bild ist seit acht Wochen abgedeckt. Die Gräser und Unkräuter sind abgestorben. Die Folie wird jetzt abgenommen. Allenfalls ausgefallener Samen kann jetzt keimen und agressive Wurzelunkräuter hoch kommen. Geben Sie den Samen vier Wochen Zeit, um zu keimen. Wenn Sie die frischen Keimlinge nochmal zwei Wochen lang abdecken, dürfte die Fläche ziemlich sauber sein. Jetzt können Sie getrost mit dem Kultivieren beginnen.

Baugrundstück räumenVerwilderten Garten rekultivieren

Diese Methode eignet sich übrigens sehr gut zum Räumen eines Baugrundstückes. Die meisten Grundstücke sind seit vielen Jahren verwildert. Üblicherweise wird der Oberboden abgeschoben, seitlich gelagert und später zur Gartenanlage wieder verwendet.
Aber mit dem Von Unkraut durchsetzten Boden tun sie sich nichts gutes. Es würde Jahre dauern, bis der Garten unkrautfrei ist. Da ist es doch besser, die Fläche vorher zu rekultivieren und den sauberen Mutterboden für später zu lagern.

Viel Erfolg!

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Fragen und Kommentare zu "Verwilderte Gartenfläche rekultivieren"

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