Fremdgräser im Rasen – das hört sich zunächst gar nicht so schlimm an. Aber je nach Art und Nutzung des Rasens und bei gewissem optischen Anspruch können Fremdgräser im Rasen ziemlich lästig sein. Ja, es kommt oft vor, dass Rasenflächen abgeschält und neu angelegt werden, weil man die Ausbreitung ungewollter Gräser nicht mehr stoppen kann.

Schwierige Bekämpfung

Das Problem besteht darin, dass es keine selektiv wirkenden, chemischen Hilfsmittel gibt und die mechanische Gräserbekämpfung nur im Anfangsstadium erfolgreich ist. Bei fortgeschrittenem Befall ist das Ausstechen schlicht nicht mehr praktikabel.

Wie kommen die Fremdgräser in den Rasen?

Die häufigste Ursache ist falsche oder mangelnde Rasenpflege. Zunächst ist der Rasen, besonders der Fertigrasen, “sauber”. In der Gräsermischung verirrte “Ungräser” oder durch Wind und Vögel verbreitete Samen können ungewollte Gräser im Rasen aufkommen lassen.

Bei optimaler Pflege ist das kein Problem. Eine dichte Grasnarbe macht es den Eindringlingen schwer, Fuß zu fassen. Sobald aber Lücken auftauchen, haben sie eine Chance und die nutzen sie schamlos. Wenn dann noch Bedingungen hinzukommen, die eher dem Fremdgras als dem Rasen gefallen, ist es passiert.

Die drei wichtigsten Fremdgräser im Rasen

Welche Bedingungen die “Ungräser” begünstigen und was zu tun ist, besprechen wir für die drei wichtigsten Fremdgräser im Rasen:

HirseartenBluthirse

Verschiedene Hirsearten treten in den letzten Jahren verstärkt auf, besonders in trockenen und heißen Sommern.

Am häufigsten sind die Bluthirse (Digitaria sanguinalis), die Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli) und die Borstenhirse (Setaria viridis).

Hirsesamen wird hauptsächlich durch Vögel auf die Rasenfläche gebracht und gedeiht da, wo der Rasen lückig bzw. schon geschwächt ist. Die Hirsen sind einjährig.

Haben Sie aber einmal Fuß gefasst, samen sie sich immer weiter aus.

Einjähriges Rispengras, (Poa annua)einjähriges Rispengras

Es ist wohl das häufigste aller Süßgräser, als (Un-)kraut fast überall zu finden. Der Grund liegt darin, dass es schon sehr früh zur Blüte kommt und selbst bei regelmäßig kurz gemähtem Rasen immer wieder blüht und Samen bildet.

Deshalb kann sich das einjährige Rispengras besonders beim Einsatz von Mährobotern schnell ausbreiten. Hin und wieder ein Zwischenmähgang mit dem konventionellen Sichelmäher verlangsamt die Ausbreitung erheblich. Der Motormäher erzeugt nämlich einen Luftsog, der die Gräser aufrichtet, mäht und samt dem frisch gefallenen Samen im Fangkorb sammelt.

Poa annua ist ein Horst bildendes Gras. Es hinterlässt nach der Entfernung große Lücken. Bei verdichteten (Trittgras) und feuchten Böden breitet es sich besonders leicht aus.

Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera)Straußgras-Flecken

Es kommt ganz unscheinbar daher  und bildet im Rasen einen sehr dichten, weichen Teppich.

Die Straußgras-Flecken werden immer größer und können bei Idealbedingungen leicht die Regie übernehmen. Es ist ein Feuchtgras, wird also durch häufige Bewässerung gefördert.

Eigentlich ist so ein Straußgras-Teppich schön anzusehen und barfuß fühlt es sich wunderbar flaumig an.

Der Nachteil: Es ist nicht besonders trittfest und es besitzt überhaupt keine Scherfestigkeit.

Agrostis stolonifera - weißes StraußgrasWegen seiner extremen Tiefschnitt-Verträglichkeit (bis 3mm!) wird das weiße Strausgras in Golfgreen-Mischungen verwendet. Es verlangt regelmäßig feuchten Boden , tiefen Schnitt und mehrfaches vertikutieren jährlich, damit sich die oberirdischen Ausläufer (die Stolonen) an den Nodien bewurzeln und so zu mehr Scherfestigkeit beitragen.

Im Spielrasen werden Sie solche Nester -einmal eingeschleppt-  alleine durch optimale Pflege nicht eliminieren, aber immerhin eindämmen können:

Bewässerung nur einmal je Woche bei Bedarf und dann wieder gut trocknen lassen. Durch häufiges vertikutieren wird das Gras zum Wachstum angeregt. Beim vertikutieren einmal jährlich reißen Sie ganze Platten auf, die dann verunkrauten, falls Sie nicht nachsäen.

3 Kommentare
  1. Sebastian Scholz sagte:

    Lieber Herr Löwer,

    ich hoffe Sie gestatten mir noch eine weitere Frage zu meinem Rasen.
    Ich habe hier ein ziemliches Problem mit Fremdgräsern, ich vermute stark, dass es sich um Quecken handelt.

    Es gibt im Grunde kaum eine Stelle, an der diese Gräser nicht wachsen. Sie sind grün und fallen eigentlich kaum auf, stören aber schon das Gesamtbild, meiner Meinung nach. Ich führe die Verbreitung auf Düngefehler und Fehler beim Vertikutieren zurück, wodurch sich die Quecken ausbreiten konnten. Wahrscheinlich liege ich da richtig? Ich versuche in diesem Jahr Ihren Empfehlungen bzgl. der Düngungen zu folgen. Ob das klappt, kann ich noch nicht absehen.

    In ihrem Buch (wirklich super!) schreiben Sie, dass man den Quecken durch regelmäßiges kurzes Mähen Einhalt gebieten kann. Was bedeutet in diesem Fall kurz? Ich besitze seit ein paar Wochen einen Spindelmäher, mit dem ich natürlich sehr kurz mähen könnte ;)
    Das Problem ist häufig, dass die Quecken sich eher horizontal ausbreiten und dass sie weder von meinem Spindelmäher noch von meinem Sichelmäher richtig erfasst werden. Für den Spindelmäher habe ich eine Lüfterwalze, die sehr sanft den Rasen durchkämmt. Kann das helfen? Wie oft sollte/kann man das machen?

    Ich danke Ihnen!
    Grüße

    Antworten
    • Hans Löwer sagte:

      Hallo Herr Scholz,
      das haben Sie schon gut analysiert. Bekämpfung ist nur indirekt durch optimale Pflege möglich. Die Lüfterwalse ist übrigens mein Lieblingswerkzeug. Sie holt viel mehr aus dem Rasen, ohne die Rhizome zu durchschneiden. Das ist gerade bei der Quecke wichtig. Fürs Lüften gibt es keine Vorgabe und da können Sie auch nichts falsch machen. Gerade beim Einsatz von Mährobotern gerne alle 6-8 Wochen von April bis Oktober.
      Das mit dem kurzen mähen ist ein zweischneidiges Schwert: ein regelmäßiger 4 cm-Schnitt bei optimaler Düngung eliminiert die Quecke. Andererseits ist ein Tiefschnitt während Hitzeperioden im Hochsommer sehr schädlich für den Rasen. Bei Hitzeperioden mähe ich nicht unter 5-6 cm (Die Mähroboter können nicht höher). Ist also immer eine Gratwanderung.
      Gutes Gelingen!

      Antworten
      • Sebastian Scholz sagte:

        Lieber Herr Löwer,

        danke für die Antwort, die mich hoffen lässt!
        Einen Mähroboter habe ich nicht im Einsatz. Ich habe einen bezienbetriebenen Spindelmäher. Dieser kann allerdings tatsächlich auch nur bis 5cm lang mähen. Einen Sichelmäher habe ich aber auch noch, sodass das alles kein Problem sein sollte.

        Beste Grüße!
        Sebastian Scholz

        Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis:
Ihr Kommentar erscheint nicht sofort, sondern erst nach Überprüfung. Kommentare mit Spam-Links werden nicht veröffentlicht.

Ihre Mailadresse ist nicht öffentlich sichtbar. Selbstverständlich werden Ihre Daten von mir nicht weitergegeben.

Haben Sie Fragen zum Artikel? Klicken Sie hier um diese zu stellen.

Fragen und Kommentare zu "Fremdgräser im Rasen"

  1. Lieber Herr Löwer,

    ich hoffe Sie gestatten mir noch eine weitere Frage zu meinem Rasen.
    Ich habe hier ein ziemliches Problem mit Fremdgräsern, ich vermute stark, dass es sich um Quecken handelt.

    Es gibt im Grunde kaum eine Stelle, an der diese Gräser nicht wachsen. Sie sind grün und fallen eigentlich kaum auf, stören aber schon das Gesamtbild, meiner Meinung nach. Ich führe die Verbreitung auf Düngefehler und Fehler beim Vertikutieren zurück, wodurch sich die Quecken ausbreiten konnten. Wahrscheinlich liege ich da richtig? Ich versuche in diesem Jahr Ihren Empfehlungen bzgl. der Düngungen zu folgen. Ob das klappt, kann ich noch nicht absehen.

    In ihrem Buch (wirklich super!) schreiben Sie, dass man den Quecken durch regelmäßiges kurzes Mähen Einhalt gebieten kann. Was bedeutet in diesem Fall kurz? Ich besitze seit ein paar Wochen einen Spindelmäher, mit dem ich natürlich sehr kurz mähen könnte ;)
    Das Problem ist häufig, dass die Quecken sich eher horizontal ausbreiten und dass sie weder von meinem Spindelmäher noch von meinem Sichelmäher richtig erfasst werden. Für den Spindelmäher habe ich eine Lüfterwalze, die sehr sanft den Rasen durchkämmt. Kann das helfen? Wie oft sollte/kann man das machen?

    Ich danke Ihnen!
    Grüße

    • Hallo Herr Scholz,
      das haben Sie schon gut analysiert. Bekämpfung ist nur indirekt durch optimale Pflege möglich. Die Lüfterwalse ist übrigens mein Lieblingswerkzeug. Sie holt viel mehr aus dem Rasen, ohne die Rhizome zu durchschneiden. Das ist gerade bei der Quecke wichtig. Fürs Lüften gibt es keine Vorgabe und da können Sie auch nichts falsch machen. Gerade beim Einsatz von Mährobotern gerne alle 6-8 Wochen von April bis Oktober.
      Das mit dem kurzen mähen ist ein zweischneidiges Schwert: ein regelmäßiger 4 cm-Schnitt bei optimaler Düngung eliminiert die Quecke. Andererseits ist ein Tiefschnitt während Hitzeperioden im Hochsommer sehr schädlich für den Rasen. Bei Hitzeperioden mähe ich nicht unter 5-6 cm (Die Mähroboter können nicht höher). Ist also immer eine Gratwanderung.
      Gutes Gelingen!

      • Sebastian Scholz sagt:

        Lieber Herr Löwer,

        danke für die Antwort, die mich hoffen lässt!
        Einen Mähroboter habe ich nicht im Einsatz. Ich habe einen bezienbetriebenen Spindelmäher. Dieser kann allerdings tatsächlich auch nur bis 5cm lang mähen. Einen Sichelmäher habe ich aber auch noch, sodass das alles kein Problem sein sollte.

        Beste Grüße!
        Sebastian Scholz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hinweis:
Ihr Kommentar erscheint nicht sofort, sondern erst nach Überprüfung. Kommentare mit Spam-Links werden nicht veröffentlicht.

Ihre Mailadresse ist nicht öffentlich sichtbar. Selbstverständlich werden Ihre Daten von mir nicht weitergegeben.