Das sind die Themen:
Zweck und Funktionsweise
Beim Rasen vertikutieren geht es darum, den Filz zu durchschneiden, verkrusteten Boden zu belüften und die Gräser zu neuem Wachstum anzuregen. Günstigster Zeitpunkt ist das Frühjahr, weil der Rasen dann sehr schnell regeneriert.
Eine vertikal rotierende Messerwelle durchschneidet die oberste Gräser- und Filzschicht und reist – wenn nötig – den Boden ganz leicht an.
Geräte
Handrechen
Bei kleinen Flächen und guter Kondition ist das Rasen Vertikutieren von Hand sicher möglich. Wer es sportlich sieht, kann durchaus auch 100 m² mit dem Vertikutier-Rechen bearbeiten.
Aber es kostet ziemlich viel Kraft, Moos, Filz und hartnäckige Unkräuter herauszuholen.
Durch die Neigung des Stieles bestimmen Sie die Arbeitstiefe. Die Räder halten den gleichmäßigen Abstand zum Boden.
Elektrogeräte
Die Vor- und Nachteile von Elektro- und Benzinmotoren wurden im Kapitel 2.2 bereits besprochen. Deshalb gehe ich hier nur auf Besonderheiten beim Rasen vertikutieren ein.
Mittlerweile gibt es eine Fülle von Vertikutierern. Die Meisten sind mit Elektromotoren ausgestattet, weil sie wesentlich preisgünstiger sind als Benzingeräte. Den Nachteil mit dem Kabel kann man durchaus in Kauf nehmen, wenn man bedenkt, dass die Maschine nur ein oder zwei mal im Jahr genutzt wird.
Für leichtes vertikutieren reichen alle Geräte aus. Soll mal tiefer gearbeitet werden, kommen Elektro-Vertikutierer schnell an ihre Leistungsgrenze. Achten Sie also auf genügend Kraftreserve.
Die Arbeitsbreiten liegen meist zwischen 30-40cm. Die Arbeitstiefe ist verstellbar von 0- ca. 10mm.
Benzingeräte
Sie sind wesentlich kraftvoller und werden deshalb auch in größeren Arbeitsbreiten, von 40-50cm angeboten. Bei den Profigeräten reicht die Kraft auch noch für Arbeitstiefen von 15 oder gar 20mm.
Praktisch ist ein Fangkorb, wie er beim Rasenmäher selbstverständlich ist. Aber nicht alle Geräte sind damit ausgestattet. Das liegt daran, dass die Vertikutiermesser nur einen schwachen Luftstrom erzeugen. Er reicht meist nicht aus, um das heraus gearbeitete Material in den Fangkorb zu befördern. So muss selbst bei Geräten mit Fangkorb oft noch einmal abgerecht werden.
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Rasen vertikutieren – so wird’s gemacht
Im Allgemeinen wollen wir mit dem Vertikutieren nur den Boden leicht anritzen. Das Gerät soll also nur ca. 2-3 mm tief eingestellt sein. Ziel ist es,
- die oberirdischen Rhizome zu durchtrennen, um die Gräser zu stärkerem Wachstum anzuregen;
- Filzschichten aus nicht verrottetem Mulch zu entfernen;
- verkrustete bzw. verschlämmte Bodenoberflächen anzureisen, um den Boden besser zu durchlüften;
- unerwünschte Wildkräuter einzudämmen
- Moos zu entfernen
Aus dieser Aufgabenstellung ergibt sich die Tiefe, die Häufigkeit und der Zeitpunkt des Vertikutierens.
Routinepflege
In den obersten 15mm des Bodens spielt sich das wesentliche Wurzelwachstum der Gräser ab. Je tiefer wir vertikutieren, umso stärker schädigen wir die Wurzeln. Also bleiben wir bei 2-3mm Tiefe.
Mancher Gartenfreund meint „viel hilft viel“ und arbeitet den Boden so richtig gründlich durch. 10mm Tiefe und mehr hat allerdings nichts mehr mit Rasen vertikutieren zu tun. Damit zerstören Sie den Rasen. Also bitte nicht „fräsen“. Dennoch wird zur General-Sanierung von Rasenflächen schon mal so tief gearbeitet. Dazu mehr im Kapitel „Rasensanierung“.
Bevor Sie loslegen, mähen Sie den Rasen möglichst kurz, d.h. Auf 3-4 cm. Das erleichtert Ihnen die nachfolgenden Arbeiten.
Schauen Sie sich den Vertikutierer von unten an. Wo sitzt die Messerwalze und wie weit reicht sie an den Seiten? Wer das Gerät kennt, erspart ihm die unfreiwillige Begegnung mit Plattenwegen und Mähkanten.
- Stellen Sie das Gerät auf die richtige Tiefe.
- Fahren Sie in geordneten Bahnen mit leichter Überlappung.
- Tempo etwas langsamer als beim Rasen mähen.
- Vermeiden Sie Kurven! Durch die seitliche Verschiebung in engen Kurven machen Sie Alles platt. Bei 2-3mm Tiefe können Sie in 2 Arbeitsgängen „kreuz und quer“ vertikutieren.
Mit dem Rasenrechen entfernen Sie alles, was durch das Vertikutieren heraus gearbeitet wurde:
Moos, Rasenfilz, abgestorbene Gräser und auch manche Wildkräuter. Der Boden atmet wieder auf.
Je nach Zustand des Rasens kann es nötig sein, an kahlen Stellen nach zu säen. In jedem Fall ist ein walzen und Beregnen wichtig, um den gelockerten Rasengräsern wieder eine gute Verbindung zum Boden zugeben.
Wann?
Bei gutem Allgemeinzustand des Rasens wird man ihm kaum ansehen, dass er vertikutiert wurde. Dann spielt auch der Zeitpunkt keine große Rolle. Zwischen März und September ist meine Empfehlung.
Bei starkem Moos- und Kräuteraufkommen sieht die Fläche ziemlich unschön aus. Dann empfehle ich, zur Zeit des stärksten Wachstums zu vertikutieren. Das ist von Mitte April bis Mitte Juni.So erholt sich der Rasen schnell wieder und nach 2 Wochen sollte man ihm nichts mehr ansehen.
Wie oft?
Auch die Häufigkeit des Vertikutierens hängt vom Allgemeinzustand des Rasens ab, aber auch vom Boden. Bei gutem Zustand (dichte Grasnarbe, keine Verfilzung, kein Moos, kaum Unkräuter) und leichtem, sandigem Boden macht das Vertikutieren keinen Sinn. Wir wollen ja nicht vertikutieren, nur weil die Arbeit so viel Spaß macht. Es kann durchaus sein, dass eine Rasenfläche das Vertikutieren gar nicht, oder nur alle 3 Jahre mal braucht.
Im Normalfall empfehle ich das Rasen vertikutieren einmal jährlich im Frühjahr. Bei besonders schweren Böden, die zum verschlämmen neigen, kann auch zweimaliges Vertikutieren sinnvoll sein, um die Oberflächenkruste aufzureißen und somit den Boden besser zu durchlüften. Gleiches gilt bei Flächen mit starker Verfilzung, z.B. wenn Mähroboter oder Mulchmäher eingesetzt werden. Hier reicht ein flaches Vertikutieren an der Oberfläche aus. Mäher, die den Filz mit zuschaltbaren, rotierenden Federzinken ausrechnen, erleichtern die Arbeit.
Viele Vertikutierer sind mit einer auswecheselbaren Walze mit Federzinken ausgestattet. In vielen Fällen ist dieses „Rasen lüften“ ergiebiger und in jedem Fall schonender für den Rasen! Mehr dazu finden Sie im Beitrag Rasen lüften.
Achtung: Bei Bewuchs mit Ausläufer treibenden Kräutern, wie zum Beispiel kriechendem Hahnenfuß oder kriechendem Ehrenpreis, ist ein vertikutieren kontraproduktiv: die Messer zerschneiden die Ausläufer und sorgen so für eine massenhafte Vermehrung.
Begleitende Maßnahmen
Nachsäen
Manchmal sind es wenige, Rosetten bildende Kräuter, die nach ihrer Entfernung große bis 20cm große Kahlstellen hinterlassen. Hier genügt es, punktuell von Hand nach zu säen. Manchmal wurde so viel Moos heraus gearbeitet, dass eine ganze Region nach zu säen ist.
Im Extremfall muss die gesamte Fläche nach gesät werden. Dann ist es sinnvoll, sich über die Ursache des schlechten Rasens klar zu werden. Sonst ist Die Freude über die frische Nachsaat nur von kurzer Dauer.
Zur Nachsaat verwenden Sie möglichst die gleiche Rasenmischung, aus der auch Ihr Rasen besteht. Es werden auch spezielle Nachsaat-Mischungen angeboten. Sie beinhalten sowohl weniger konkurrenzstarke Gräser, wie auch solche, die möglichst rasch wieder die Lücken schließen. Bei Schattenlagen achten Sie darauf, dass Poa supina „Supranova“ in der Mischung enthalten ist (siehe im Kapitel „Schattenrasen“).
Düngen
Nach dem Rasen vertikutieren ist eine Düngung angeraten. Üblicherweise werden Sie im Frühjahr vertikutieren, wenn das Wachstum am stärksten ist. Wichtig ist jetzt, dass das Wurzelwachstum unterstützt wird. Dies erreichen wir mit einem phosphorhaltigen Dünger. Sie erinnern sich: Phosphor fördert das Wurzelwachstum. Die als „Starterdünger“ angebotenen Düngemischungen enthalten Phosphor. Für größere Flächen lohnt sich wieder der Blick in den Agrarhandel: KS Nitrophos in der Zusammensetzung N-P-K-Ca gleich 20-20-0-2 ist bedeutend günstiger und im Frühjahr gut geeignet.
Besanden
Besonders schwere Böden neigen zur Verkrustung der Oberfläche. Sauerstoffmangel im Boden ist die Folge. Um eine bessere Durchlüftung des Bodens zu erreichen, wird Sand in der Körnung 0-2mm ausgestreut, und zwar 1-3 l je m².
Bei einem Gewicht von 1,6 to je m³ sind das für 100 m² ca. 160-480kg. Das breitwürfige Streuen mit der Schaufel verlangt viel Übung. Kleinere Flächen können sie von Hand streuen oder, bei trockenem Sand, mit dem Schleuderstreuer.
Es ist auch möglich, vor dem Vertikutieren zu besanden. Der Sand wird dann beim Vertikutieren schon leicht eingearbeitet.
Kompostgaben
Kompost als Bodenverbesserungsmittel hatte ich schon erläutert. In geringen Mengen können Sie dem Boden auch auf fertigen Rasenflächen Kompost zuführen. Das wirkt wie eine „Frischzellen-Kur“. Auch hier empfehle ich 1-2 l je m², bei 100 m² also 100-200 Kg. Solche Mengen werden bei intaktem Bodenleben innerhalb weniger Wochen verarbeitet und sind dann nicht mehr zu sehen.
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Fragen und Kommentare zu "Rasen vertikutieren"