Pilze im RasenPilze sind Aufräumer

Die gute Nachricht: Pilzkrankheiten im Rasen sind nicht per se bedrohlich. Pilze sind Bestandteil des Bodenlebens mit verschiedensten Aufgaben im Ökosystem. Sie zersetzen organische Substanz, fördern das Bodenleben oder schließen Nährstoffe für Pflanzen auf. Nach Schätzungen fördern etwa 80% der Boden-Pilzarten das Pflanzenwachstum. Ohne Pilze sähe die Natur – und damit auch wir – ziemlich alt aus. Ich erzähle Ihnen das, weil der Ruf nach Pilzbekämpfungsmitteln, so genannten Fungiziden, unüberhörbar ist. Bei Pilzkrankheiten im Rasen rate ich von Fungiziden ab, weil

• in vielen Fällen auch die nützlichen Pilze Schaden nehmen,
• die Wirkung im Rasen nicht besonders effektiv ist,
• Sie vorbeugen können durch gezielte Pflege und
• die meisten Pilze wieder verschwinden, ohne große Schäden anzurichten.

Unser Ökosystem greift auf faszinierende Weise ineinander. Pilze sind „Aufräumer“. Sie zersetzen organische Substanz und bilden im Zusammenspiel mit Bakterien Humus. Aber Pilze schlagen nicht blindlings zu. Sie suchen sich Schwachstellen, also Bereiche, die nicht im Gleichgewicht sind. Gesunde, kräftige Pflanzen oder Rasengräser sind in der Lage, die Schadpilze abzuwehren. Ist der Rasen z.B. durch Mangelsymptome geschwächt, haben die Schadpilze leichtes Spiel.

Ursachen verschiedener Pilzkrankheiten im Rasen

Hohe Luftfeuchte

Pilze lieben feuchtes Milieu. Dies wird begünstigt durch man­gelnde Luftzirkulation in zu hohem Bewuchs bei dichter Grasnarbe. Auch wenn die Blätter im Schatten nicht richtig abtrocknen können, lassen Pilze nicht lange auf sich warten.

Überversorgung mit Wasser und Stickstoff

Besonders im Herbst ist mit Stickstoff nur noch sehr sparsam zu düngen, damit die Gräser nicht zu weich werden. Auch maximale Wasserversorgung führt zu weichen Gräsern, die besonders anfällig für Pilzkrankheiten im Rasen sind.

Andauernder Tiefschnitt

Schwächend auf den Rasen wirken auch extreme Beanspruchung und andauernder Tiefschnitt. Wenn die Gräser kontinuierlich solchen Stressfaktoren ausgesetzt sind, verlieren sie ihre Widerstandskraft. Ist doch einleuchtend, oder?
Unterirdische Pilze greifen die Wurzeln an. Sie sind besonders tückisch, weil man den Schaden erst sieht, wenn alles zu spät ist. Staunässe, schwerer Boden oder dicker Rasenfilz durch übertriebenes Mulchen sind die Ursache hierfür.

Vorbeugung gegen Pilzkrankheiten im Rasen

Sie können sich die Maßnahmen schon denken. Die Ursachen beseitigen! Das ist natürlich gar nicht so einfach. Hier einige Ansätze:

  • Verwenden Sie Regelsaatgutmischungen. Eine ausgeglichene Nährstoff- und Wasserversorgung und keine Stickstoffdüngung im Herbst sind essentiell. Optimal – nicht maximal versorgen.
  • Bei extremen Schattenlagen verzichten Sie auf Rasen. Er wird sehr pflegeaufwändig oder vermutlich immer ein „Sorgenkind“ bleiben.
  • Gewährleisten Sie eine gute Durchlüftung der Grasnarbe durch vertikutieren und aerifizieren. Das Besanden und Aerifizieren durchlüftet den Boden und wirkt Staunässe entgegen.

Ein Zierrasen ist wegen seiner Dichte pilzanfälliger als ein Spielrasen. Jetzt haben wir alle Tricks und Weisheiten erarbeitet, wie wir zu einem dichten Rasenteppich kommen und dann ist der auch noch anfälliger gegen Pilzkrankheiten. Ja, Sie dürfen protestieren, aber es hilft nichts. Im Mittelweg liegt der Erfolg!

Die sechs häufigsten Pilzkrankheiten im Rasen:

Schneeschimmel

Es sind Anfangs ca. 5cm große Nassfäule-Flecken, die sich später bis zu 25cm vergrößern und ineinander über gehen können. Sie sind von einem weißgrauen, gelegentlich auch rötlich schimmernden Myzelbelag überzogen.
In dichter Grasnarbe, also besonders im Zierrasen, breitet sich Schneeschimmel häufig aus. Temperaturen von 0-8° und hohe Luftfeuchtigkeit sind weitere Voraussetzungen für seine Ausbreitung. Deshalb entsteht Schneeschimmel meist in den Übergangszeiten und milden Wintern. Während Frostperioden ruht das Myzel und kann sehr lange auf „bessere Zeiten“ warten.

Durch eine lange anhaltende Schneedecke wird der Rasen geschwächt. Dann ist er besonders
anfällig für den Pilz, was seinen Namen erklärt.
Eine direkte Bekämpfung ist nicht möglich. Vorbeugung durch Entfernung des Falllaubes im Herbst, gut durchlüfteter Boden, optimale Pflege, im Herbst keine Stickstoff-Düngung mehr. Bei guten Bedingungen regeneriert sich der Rasen mit Wachstumsbeginn rasch.

Dollarflecken

Anfangs 2 cm, später bis zu 5 cm große, gelbliche Flecken, die scharf vom gesunden Rasen
abgegrenzt sind. Ein feines, weißliches Myzel ist am ehesten in den frühen Morgenstunden zu erkennen.
April/Mai und September/Oktober sind die Kernzeiten, in denen die Dollarflecken-Krankheit verstärkt auftritt. Bei anhaltend feuchter Witterung ist sie den ganzen Sommer über möglich. Schwere, schlecht durchlüftete Böden sind die primäre Ursache der Dollarflecken.
Zur Bekämpfung ist der Boden ggf. zu vertikutieren, zu aerifizieren und zu besanden. Ein Rechen und Walzen des Rasens behindert eine Ausbreitung des Dollarflecken deutlich. Kurzfristig ist die Stickstoffdüngung auszusetzen bzw. stark zu reduzieren (gut, wer keine Dauerdünger eingesetzt hat). Sind die Ursachen behoben, regeneriert sich der Rasen schnell wieder.

Hexenringe

Die Ursache für die Ausbreitung von Hexenringen ist noch nicht erforscht. Deshalb tappen wir auch bei der Bekämpfung im Dunkel. Sie können das ganze Jahr über auftreten. Hervorgerufen werden die Hexenringe durch unterschiedliche Pilzarten, die auch unterschiedliche Schadbilder zeigen.

Immer sind es 0,5 bis 5m große, mehr oder weniger vollendete Kreise von kräftig grüner Farbe, die auch ineinander verlaufen können. Diese starke Grünfärbung ist auf die Freisetzung von Stickstoff zurück zu führen, den die Pilze bei der Umsetzung organischer Substanz freisetzen. Im schlimmsten Fall werden die Gräser im Innern des Kreises stark geschädigt.

Hexenring

Die gute Nachricht: Diese Form der Hexenringe ist relativ selten, die beiden anderen Arten sind Schönheitsfehler, die sich wieder überwachsen und dem Rasen nicht schaden. Sie zeigen nur die dunkelgrünen Kreise, mit oder ohne Pilzfruchtkörper, ohne Schädigung des Rasens.

Das Myzel ist stark Wasser abweisend. Deshalb vertrocknen die Rasengräser regelrecht bei der erstgenannten Pilzform. Ein tiefgründiges Durchstechen der befallenen Stellen mit der Grabegabel und anschließendes, durchdringendes Wässern kann Besserung bringen. Wirkliche Bekämpfungsmethoden sind nicht bekannt. Nach einigen Monaten verschwinden die Hexenringe wieder.

Rotspitzigkeit

Bei feinem Zierrasen und unzureichender Nährstoffversorgung tritt nach feuchtwarmen Perioden die Rotspitzigkeit auf. Sie zeigt sich Anfangs in unregelmäßig geformten Flecken von geschädigtem bis abgestorbenen Gräsern. Im weiteren Verlauf ist ein geweihartiges, rosafarbenes Myzel an den Blattspitzen sichtbar, das sich im Extremfall zu einem klebenden, gallertartigen Überzug ausweiten kann. Hauptsächliche Verbreitung von Mai bis Oktober bei warmer, feuchter Witterung.

Gegenmaßnahmen: Gezielte Düngung, besonders mit Stickstoff, evtl. reduzieren der Beregnung. Bei trockener Witterung verschwindet die Rotspitzigkeit schnell wieder.

Rost

Bevorzugt im Sommer und Frühherbst bilden sich auf den Rasengräsern gelbe Flecken, später, je nach Rostart, gelbe, orange oder schwarze Sporen stäubende Pusteln. Ursache sind Stressfaktoren durch Nährstoff-, Licht- oder Wassermangel bei gleichzeitig hoher Luftfeuchte und Warmer Witterung.
Die möglichen Maßnahmen sind sehr begrenzt: Beheben Sie die Stressfaktoren. Sinnvoll ist es auch, die Zwischenwirte der Pilze zu beseitigen. Dazu gehören in erster Linie die Berberitzen-Arten. Die Rostkrankheiten sind in der Regel keine ernsthafte Bedrohung des Rasens.

Phytium-­Fäule

Es ist eine Blatt- und Wurzelfäule. Bei Neuansaaten kann Phytium z.B. bei zu dichter Saat und schwierigen Allgemein-Bedingungen (schwerer, nasser Boden, anhaltend hohe Luftfeuchte, falsche Nährstoff-Versorgung) zu großen Lücken bei den frisch gekeimten Gräsern führen. Nach der Keimung fault der Wurzelhals und die Gräser fallen um.

Bei bestehendem Rasen sind es ebenfalls die schweren Problemböden, hohe Tages- und Nachttemperaturen (über 30 bzw. 20°C) bei hoher Luftfeuchte, die Phytium-Fäule begünstigen. Die Halme faulen meist an der Basis ab und vertrocknen dann. Tatsächlich ist das Schadbild auf den ersten Blick mit einem Trockenschaden oder einer Verbrennung zu verwechseln. Zupfen Sie aber an einem abgestorbenen Halm, merken Sie schnell, dass er gar keine Verbindung mehr zum Boden hat, weil er abgefault ist.
Auch hier gibt es keine wirksamen Bekämpfungsmaßnahmen – nur die Behebung der Ursachen, soweit sie in unserer Macht steht.

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Fragen und Kommentare zu "Pilzkrankheiten im Rasen"

  1. Sebastian Scholz sagt:

    Lieber Herr Löwer,
    ich möchte meinen Rasen gerne besanden, um ihn einerseits durchlässiger für Wasser zu machen und andererseits Unebenheiten auszugleichen. Es ist ein schwerer Lehmboden und nach zwei Wochen dichter Schneedecke hat sich nun Schneeschimmel gebildet. Nicht weiter verwunderlich, ich gehe davon aus, dass sich der Rasen wieder erholt.
    Meine Frage an Sie ist nun, ob man bei der Wahl des Sandes etwas beachten muss. An vielen Stellen im Internet wird Spielsand empfohlen, andere raten davon ganz ab und empfehlen gewaschenen Quarzsand. Ich bin unsicher. Können Sie mir eine Empfehlung geben?
    P.s. ich finde Ihre Seite einfach spitze. Genau wie das Buch!
    Beste Grüße
    Sebastian Scholz

    • Hallo Herr Scholz,
      Spielsand ist für die Bodenverbesserung im Rasen ungeeignet. Erstens ist er wegen der Hygienevorschriften zu teuer und zweitens zu feinkörnig. Ich empfehle gewaschenen Sand der Körnung 0-2mm, wie er z.B. als Mauersand verwendet wird (günstig und zweckmäßig). Verwenden Sie keinen Brechsand, weil er aufgrund der kantigen Struktur zum verdichten neigt. Ausnahme Lava- oder Bimssande.
      Sie können das Besanden mit dem Vertikutieren im Frühjahr verbinden. Dann wird der Sand gleich etwas eingearbeitet. Mehr dazu finden Sie unter https://deingruen.de/vertikutieren/ . Bei besonders schweren Böden können Sie das einige Jahre in folge so machen, bis die Oberschicht merklich lockerer wird.
      Viel Erfolg!

  2. Claudia sagt:

    Hallo, Herr Löwer,

    zum Glück bin ich auf Ihre Seite gestoßen – zu Coronazeiten gibt es ja keine Möglichkeit, in einem Gartencenter um Rat zu fragen.

    Unser Rasen scheint fast vollflächig vom Schneeschimmel befallen zu sein. Erstmals wurde mir das im Herbst bewusst und ein Bekannter meinte sofort, dass die Ursache ein Pilzbefall sei.

    Der Rasen liegt sonnig, gegen Katzen und Hunde haben wir schon seit längerer Zeit Maßnahmen ergriffen. Letzten Herbst habe ich – wahrscheinlich ungünstigerweise, weil nicht gewusst – nachgesät und mit einem Langzeitdünger gedüngt. Das kann ich nun natürlich nicht mehr rückgängig machen.

    Im Jahr 2007 wurde der Rasen als Rollrasen angelegt und war seitdem immer mein ganzer Stolz. Jetzt bin ich sehr traurig über sein Aussehen!

    Können Sie mir sagen, was ich für den Rasen tun kann, damit er wieder schön dicht und kräftig wird?

    Vielen herzlichen Dank schon jetzt für Ihre Hilfe und liebe Grüße
    Claudia

    • Hallo Claudia,
      im Moment sehe ich keine schnelle Lösung für Ihr Problem. Mittlerweile wissen Sie es vermutlich schon selbst: Eine Volldüngung im Spätherbst lässt die Gräser nochmal schießen. Dadurch werden sie weich und „matschig“ und damit empfindlich gegen alle möglichen Krankheiten. Schneeschimmel ist wohl die häufigste Folge. Schwere Böden in Verbindung mit Dauerregen tun ihr übriges. In Zukunft also besser eine Kalidüngung im Oktober.
      Jetzt ist ein Rat aus der Ferne schwierig. Als erstes würde ich den Ph-Wert testen. Der sollte bei schweren Böden etwa 6,5 bis 7,0 haben. Bei leichten, sandigen Böden mit geringem Humusgehalt sind Ph 5,5 bis 6,0 ideal. Ggf. können Sie jetzt Kalk geben. Die beste Zeit dafür ist der Winter. Eine Bodenanalyse wäre eine gute Grundlage für die richtige Dosierung (Empfehlungen bekommen Sie meist schon mit der Bodenanalyse).
      Im März/April regt sich draußen das Leben wieder. Dann lassen Sie den Boden erst mal abtrocknen (in Maßen). Hat der Rasen stark gelitten, werden sich Kahlstellen bilden. Mit dem Vertikutieren holen Sie die abgestorbenen Gräser heraus und dann werden Sie nachsäen müssen (je nach Witterung ab mitte bis ende März). Sind Sie sehr sparsam mit der Düngung, bis der Samen aufgegangen ist und den ersten Schnitt hinter sich hat. Dann können Sie mit der Regeldüngung weitermachen.
      Viel Erfolg!

  3. Alex sagt:

    Hallo Herr Löwer, ich habe Ihre Artikel aufmerksam gelesen und habe die Frage ob Sie mir einen Tipp geben können. Unser Rasen ist ständig voller Pilze. Wir haben in 2018 neu Rollrasen verlegt, haben einen Mähroboter, ca 150qm Rasenfläche. Zuerst dachte ich auch die braunen Stellen wären Ausgetrocknet – einfach zu wenig gewässert. Mittlerweile glaube ich, dass es eine Pilzkrankheit ist. Ich habe ein paar Bilder gemacht und hier als PDF abgelegt: https://mein.foxdox.de/publicdoc/27945bb5-af90-4bc0-bce1-27248fc430c8

    Wir haben immer wieder wieder versucht die Pilzen vorsichtig zu entfernen (im Ganzen) und NICHT abzumähen. Hat alles nichts geholfen – im Moment wieder ganz schlimm, wie auf den Bildern zu sehen ist. Die Schattigen Stellen sind interessanterweise nicht so stark betroffen (kann man auf einem Bild nahe der Hecke auch einigermaßen sehen). Können Sie erkennen, ob es sich bei den Kahlen Stellen um eine Pilzkrankheit handelt? viele Grüße, Alex

    • Hallo Alex,
      so, wie Sie das Problem beschreiben und anhand der Bilder denke ich nicht an eine Pilzkrankheit als Ursache für die Rasenflecken und die Ausfälle. Die großen Pilzfruchtkörper sind harmlos. Gefährlich wären die unsichtbaren Pilze, die die Gräser am Grund abfaulen lassen (Stengelgrundfäule / Umfallkrankheit).
      Für das fleckige Aussehen gibt es verschiedene mögliche Erklärungen:
      – nicht homogener Oberboden, dadurch differente Düngerspeicherung und damit unterschiedliche Färbungen.
      – ungleichmäßiges Ausbringen des Düngers, möglicherweise in Verbindung mit
      – zu hoher Konzentration (Überdüngung/Verbrennung)
      – Hunde oder Katzenkot
      Wenn Sie ungleichmäßige Düngung z.B. von Hand und falsche Konzentration genauso ausschließen können wie Hunde- oder Katzenklos, bleibt nur noch die mangelhafte Bodenvorbereitung.
      Vielleicht ist es aber auch eine Verkettung mehrerer Umstände. Die Pilzfruchtkörper schließe ich als Ursache jedenfalls aus. Vermutlich wurde bei der Neuanlage frische Komposterde eingebracht. Dies ist auch gut so, aber es führt oft dazu, dass sich Pilze ansiedeln. Diese haben die Aufgabe, das Holz im Rohkompost zu zersetzen. gibt es kein Futter (Zellulose) mehr für die Pilze, verschwinden sie mehr und mehr. Das Pilzproblem sollte jedenfalls im nächsten Jahr weitgehend erledigt sein. Aber wie gesagt, das ist nicht die Ursache.
      Viel Erfolg!

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